100 Fragen, ganz schnell. Denn wir haben ja nicht ewig Zeit.
Ein Experiment. Frankfurt/Main, Berger Straße, die Ausgehmeile der Bankenstadt. 11 Uhr morgens. Der Interviewer kommt pünktlich, K ist schon da und spricht mit der Kellnerin. Er sieht verschlafen aus. Er bestellt ein großes Frühstück mit viel schwarzem Kaffee. Und trägt eine Brille.
1 Sie tragen eine Brille? Manchmal. Zum Lesen. Oder um Augenringe zu verbergen. Oder zum Angeben. Heute wegen der Augenringe.
Er lächelt. Trotz des frühen Morgens wirkt es: Ehrlich.
2 Rock’n’roll-Nacht gehabt? Rock’n’roll-Nacht? Was ist das? Sex and Drugs and Rock’n’roll? Daran erinnere ich mich dunkel. Aber nicht vergessen: Wir sind hier in Frankfurt.
3 Früher mehr Rock’n’roll gehabt? Muss man alles im Vergleich sehen. Mehr als Mutter Theresa, weniger als Mutter Courage.
4 Mögen Sie Brecht? Nein! Das kam schnell, spontan, überzeugt.
5 Warum nicht? Moralapostel, unerträglicher. Allgemein Moralapostel. Mag ich nicht. Gutmenschentum ist mir zuwider und PC ist die neue Geißel der Menschheit. Dagegen ist Bin Laden ein Muttersöhnchen. Der ist wenigstens vorhersehbar. Brecht, Wir sind Helden, Amnesty International. Betroffenheitsfaschisten. Er: Offensichtlich genervt.
6 Hamburg, Berlin, Frankfurt. Wer gewinnt? Hamburg-Berlin. Die Beiden sind sich ähnlicher als viele zugeben mögen. Groß, unübersichtlich. In beiden Städten kann man tun und lassen was man will. In Hamburg, wegen der Toleranz gegen alles und jeden, in Berlin wegen der Enge. Wäre viel zu anstrengend, sich da auch noch um die Nachbarn zu kümmern. Außerdem gilt in Beiden die Devise: Viel Geld ausgeben, um nach Nichts auszusehen. In Frankfurt ist es andersherum.
7 Was ist ein Jana-Palaske-Klon? Das sind diese Frauen, die zu viele Alternative-Musikvideos gesehen haben und jetzt glauben, es wäre sexy, schlechte Frisuren zu verwanzten Klamotten zu tragen. Gehen Sie mal in ein Tocotronic-Konzert. Oder Blumfeld. Da stellen sie die Mehrheit.
8 HipHop? Ja, manchmal. Aber eher dieser Spaß-HipHop. Beginner, Fettes Brot, 5 Sterne DeLuxe. Wenn ich die Berliner HipHop-Szene sehe, vermisse ich Hamburg. Unerträgliches Proll-Gehabe, Pseudo-Ghetto. Langweilig. Pathetisch. Denen möchte man doch gleich mal einen Grund zum Wütend-sein geben. Einfach draufhauen. Mein Block! Wenn ich das schon höre. Furchtbar. Ekelhaft! Pathetisch! Er regt sich auf. In diesem Moment kommt die Kellnerin mit dem Frühstück. Er schaltet sofort wieder auf Lächeln um. Zuerst der Kaffee. Ein tiefer Schluck und dazu eine Zigarette. Jetzt wird alles gut.
9 Klassische Musik? Nur bei schlechter Laune
10 Techno? Dann lieber Wurzelbehandlung bei einem Zahnmedizin-Studenten.
11 Elektronik? Daft Punk, 2Many DJ’s, so was gerne.
12 Jazz? Ich habe eine Freundin. Muß keine Frau mehr rumkriegen.
13 Neue Deutsche Welle? Silbermond mag ich. Wunder. 2RaumWohnung sind fantastisch.
14 Neuer Deutscher Film? Kennen Sie „Long Hello, Short Goodbye“? Der deutsche Versuch eines Film Noir. Völlig untergegangen. Toller Film. Mit Nicolette Krebitz. Ich steh total auf sie. „Was tun wenn’s brennt?“ Auch super. Gibt viele gute deutsche Filme. Ich möchte mal für einen das Drehbuch schreiben. Am Liebsten einen Action-Film. So was gibt es nämlich noch nicht. Horror, Komödie, Musical, Krimi. Alles da. Aber ein echter deutscher Action-Film war bisher nicht zu sehen. Mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle.
15 Stolz, ein Deutscher zu sein? Er verzieht das Gesicht. Überlegt lange, zieht mehrfach an seiner Zigarette. Ich lebe gerne in Deutschland. Große Teile dieses Landes sind sehr tolerant. Das ist angenehm. Aber immer wenn ich richtig glücklich über dieses Land bin, passiert etwas. Montagsdemonstrationen oder 9 Prozent für die NPD. Sachsen wird dann nicht nur „national-befreite Zone“, sondern auch „K-befreite Zone“.
16 Nachtragend? Nein. Ich verzeihe sehr schnell. Alles andere ist mir zu anstrengend.
17 Wann waren Sie das letzte Mal auf jemanden richtig wütend? Seine Antwort kam sehr schnell. Aber beim Korrektur-Lesen hat er sie gestrichen. Deshalb hier keine Antwort.
18 Hang zur Cholerik? Ich bin doch nicht Omar Sharif. Jetzt ist es klar: Er hat sich vorbereitet. Hat alte Interviews gelesen.
19 Buch auf Ihrem Nachttisch? Zoé, Dirk Wittenborn. Davor Schneeweiß und Russenrot
20 Immer nur Popliteratur? Fast immer. Ernsthafte Literatur habe ich nach dem 2.Band von „Die Elenden“ aufgegeben.
21 Hassobjekt? Außer den Moralaposteln? Viele, sehr viele. Haben wir soviel Zeit? Nehmen wie sie uns. Er atmet tief ein und aus. Die Berlin-Pseudos. Das sind diese Leute mit: „Boah, ich lebe in Berlin. Ich bin geil. Alles hier ist geil. Wir machen die geilsten Parties. Wir sind die Größten.“ Die hören alle Mia und glauben, deshalb seien sie modern. Oder The Streets. Hauptsache öde-depressiv, das wird gerne mal mit Tiefgang verwechselt. Notwist. Die tragen alle Second-Hand für teuer, sind blaß wie die Wand und sehen auch sonst ziemlich Scheiße aus, weil sie den ganzen Tag in ihrer Wohnung hocken und schlechte Parties planen oder noch schlechtere Musik machen. Unangenehmes Pack. Noch einmal tief atmen, ein Zug an der Zigarette. Mitte-Arschlöcher halt, selbst wenn sie nicht in Mitte leben. Außerdem Jammer-Ossis und –Wessis. Immer ist alles schlecht und früher war alles besser. Wünschen sich die Mauer zurück, wollen aber alle Vorteile dieses Systems mitnehmen. Die sollen mal aufhören, auf Hilfe zu warten und lieber selbst was unternehmen. Mehr Olympia, weniger Montagsdemos.
22 Vorbild? Mein Vater. Philip Roth. Die Montagsdemonstranten von 1989.
23 Weihnachten? Werde ich zum Voll-Spießer. Da muß alles immer gleich sein. Am 24. Vormittags den Baum schmücken, abends Kartoffel-Salat und Würstchen, danach Bescherung. Definitiv keine Variationen.
24 Hang zum Spießertum? Auf jeden Fall. Ich steh dazu. Er wirkt gar nicht spießig. Grünes Football-Shirt, Anti-Form Jeans, schwarz-weiße Sneakers, eine Zigarette nach der anderen.
25 Konservative Familie? Nein, überhaupt nicht. Sehr liberal. Protestantisches Arbeitsethos gepaart mit totalem Laisser-faire.
26 CDU-Wähler? Siehe Techno.
Es zieht sich. So geht das nicht. Das Interview lahmt und der Interviewer verzweifelt. Irgendwie muß man ihn doch aus der Reserve locken können. Mehr Action, mehr Gemeinheiten. Also los.
27 Manchmal traurig, nicht Journalist geworden zu sein? Nein, ich bin nicht gerne arbeitslos. Das kam hart und schnell. Zu schnell?
28 Ist die Welt undankbar? Die Welt? Nein, aber manche Menschen sind es. Siehe auch NPD-Wähler.
29 Was ist das Böse? Dummheit. Da werde sogar ich intolerant.
30 Wer ist das Böse? Dumme Menschen.
31 Wer ist böse zu Ihnen? Weiß ich nicht. Ich gehe solchen Leuten aus dem Weg.
32 Ist es leicht, Sie nicht zu mögen? Was soll ich mit dieser Frage anfangen? Ich kann nur sagen, ich tue nichts, damit man mich mag oder damit man mich nicht mag.
33 Haben Sie zu oft Recht? Überzeugter Besserwisser. Widerlich ehrlich. Immer nach vorne. Wenig Rücksicht. Wenn mir etwas nicht paßt, sage ich es entweder laut oder lasse denjenigen einfach spüren, daß ich ihn nicht mag. Lächeln und dabei das Messer in den Rücken rammen. Bin ich ganz gut drin. Manche können damit nicht umgehen.
34 Wer zum Beispiel? Keine Namen. Aber einige von ihnen lesen sicher dieses Interview. Dabei meine ich es gar nicht böse. Er zündet sich die dritte Zigarette an, bestellt noch einen Kaffee. Mich kann man nicht wirklich verletzen, ich habe ein sehr dickes Fell, nehme nichts persönlich. Leider habe ich auch die Angewohnheit, diese Eigenschaften auf andere zu übertragen. Und wundere mich dann, wenn die sich beleidigt oder angegriffen fühlen. Tut mir dann immer Leid. Bin aber auch nicht gut im Entschuldigen. Schlechte Mischung. Verbaut sicher vieles. Aber immerhin habe ich mich mittlerweile soweit unter Kontrolle, nicht ständig „Ich hab’s doch gleich gewußt“ zu brüllen. Obwohl es stimmt. Harte Arbeit für mich.
35 Wann das letzte Mal geschämt? Ständig. Fremd-Schämen.
36 Fremd-Schämen. Das ist doch auch nur ein Modebegriff. Ja, aber mein Freundeskreis hat’s erfunden. Mittlerweile sagt’s ja jeder.
37 Ist Selbst-Ironie überschätzt? Definitiv nicht! Manche sagen ja, Selbst-Ironie sei nur der präventive Schutz vor Kritik. Blödsinn. Selbst-Ironie ist ganz hohe Kunst. Der Großmeister ist Harald Schmidt.
38 Wird Harald Schmidt überschätzt? Auch definitiv Nein. Aber es ist ja Mode, anerkannte Künstler jetzt für überschätzt zu halten. Paßt bei ihm aber gar nicht. Ich halte ja Goethe für überschätzt.Er grinst, überprüft, ob der Gag ankam.
39 Wird Oliver Pocher unterschätzt? Ja. Gebt ihm noch ein paar Jahre, dann wird er richtig gut. Keiner hat die Kunst der Publikumsbeschimpfung so gut drauf wie er.
Na also, langsam wird es besser. Er taut auf.
40 Ich nenne Ihnen jetzt ein paar Begriffe und Sie sagen mir, auf einer Skala von 1 bis 10 wie gut Sie sich dafür eignen. Cowboy? Null
41 Politiker? Null
42 Sexsymbol? Null
43 Lügner? Acht
44 Psychologe? Wollte ich mal werden. Hab’s dann doch gelassen. Besser so. Also: Vier.
45 Verkäufer? Bin ich ja. 10. Dafür muß man auch ein wenig Psychiater sein.
Das scheint ihm zu gefallen. Schade, dass es schon vorbei ist.
46 Sind die Menschen zu unfreundlich? Oh ja. Ich bin ein großer Freund von oberflächlicher Freundlichkeit. Bis ich nach Frankfurt kam, dachte ich immer, Berlin sei die unfreundlichste Stadt der Welt. Jetzt weiß ich es besser. Wenn mich hier das erste Mal eine Verkäuferin anlächelt, mache ich einen Vermerk im Kalender. Ganz schlimm hier. Alle schlecht gelaunt und griesgrämig. Das kann ich auch nicht akzeptieren. Ist schließlich deren Job: Mir einen angenehmen Aufenthalt in Ihrem Geschäft ermöglichen. Das muß ja nicht echt sein. Nur überzeugend. Wer das nicht kann, soll sich was anderes suchen. Ohne Kundenkontakt. Bei OBI im Lager vielleicht.
Es scheint ihm wirklich wichtig zu sein. Er beginnt, zu gestikulieren, verzieht das Gesicht. Genau: Unfreundliche, unmotivierte Verkäufer sind das Böse.
47 Endet da Ihre Toleranz? Ich habe nie behauptet, tolerant zu sein.
48 Schon mal was gestohlen? So wie jeder. Als Kind eine Packung Kaugummis. Schlechtes Gewissen für Wochen.
49 Moralist? Ja. Meine Moral. Nicht bei Rot über die Straße, wenn Kinder in der Nähe sind. Nicht mit betrunkenen Frauen schlafen. Und noch einiges mehr.
50 Nicht mit betrunkenen Frauen schlafen? Kaum zu glauben. Na ja, stimmt auch nicht. Beim letzten Mal Liebeskummer habe ich die Situation natürlich ausgenutzt. Oder besser: Sie hat sie ausgenutzt. Ich habe nur mitgemacht.
51 Eigentlich eher schüchtern? Nicht nur eigentlich eher. Sehr sogar.
52 Bester Anmachspruch? Kein Spruch. Völlig unfähig. Ich weiß nicht, wie das geht. Ich brauche deutliche Hinweise. Kein Zaunpfahl, sondern ganze Zäune.
53 Die riskanteste, mutigste Entscheidung in Ihrem Leben? Ist nicht das ganze Leben eine Mutprobe?
54 Die feigste Entscheidung in Ihrem Leben? Nicht nachzufragen. Sein Blick sagt deutlich: Sollten Sie jetzt besser auch nicht.
55 Wann war das? Nächste Frage.
56 Bei wem wollten sie nicht nachfragen? Jetzt: Achtung. Wie reagiert er? Verliert er endlich die Fassung? Bei dem Busfahrer vorhin. Warum wir Verspätung hatten.
Das ist natürlich gelogen. Er will nicht antworten. Was verbirgt er da? Vielleicht später mehr?
57 Sind Sie immer ehrlich? Ganz sicher nicht.
58 Weiß die Welt alles über Sie? Das glaubt sie zumindest. Ich halte es da wie Harald Schmidt. Der erzählt bei Beckmann todernst von seiner Wasserkur und veganer Lebensweise. Beckmann hat’s geglaubt und die meisten Zuschauer wohl auch. War aber dennoch Blödsinn. Erfunden von vorne bis hinten. Perfekte Kunstfigur. Wenn man der Öffentlichkeit nicht entfliehen kann, erzählt man eben gut erfundene Geschichten.
59 Leiden Sie unter der Verwechslung von Autor und Ich-Erzähler? Ich leide nicht darunter. Ich provoziere es.
60 Schlechtes Gewissen, wenn das Publikum alles glaubt und mit Ihnen leidet? Nein, selber Schuld.
61 Lieben Sie Ihr Publikum? Ich liebe meine Freundin, ich finde, das reicht.
62 Mögen Sie Ihr Publikum? Nicht immer. Ich hasse unreflektierte Lobes-Hymnen. „Oh toll, super, find ich auch, fantastisch.“ Grausam. Da hab ich doch was falsch gemacht, wenn solche Reaktionen kommen.
Sein Blick: Angeekelt. Abgestoßen. Einhaken. Hier und Jetzt!
63 Was denn dann? Kritik. Von mir aus auch unkonstruktive. Nichts ist ehrlicher als Ablehnung. Da weiß ich: Ich habe etwas getroffen. Gerne auch Lob, natürlich. Aber dann bitte etwas exakter und begründeter. Was hat gefallen? Warum?
64 Sind Sie im Herzen Masochist? Er lacht: Laut. Die Menschen am Nebentisch schauen herüber. Er sieht es, läßt sich aber nichts anmerken. Klingt fast so, oder? Stimmt aber nicht. Ich finde nicht Schlechtes an Kritik. Es zeigt doch nur, daß sich wirklich jemand mit mir oder meinem Text beschäftigt hat.
65 Kann man Sie überhaupt treffen? Beleidigen? Nein. Ich verwechsele mein Geschreibsel schließlich nicht mit mir. Wenn jemand, der mich privat nicht kennt, mich oder meine Texte kritisiert, meint er doch gar nicht mich. Sondern nur das, was er von mir sieht. Und das ist zu wenig, um mich wirklich zu treffen.
66 Und wenn Freunde Sie kritisieren? Dafür sind sie da. Freunde, die immer alles gut finden, sind keine Freunde. Das sind Groupies.
67 Haben Sie Groupies? Keine Ahnung. Wie gesagt: Ich brauche ganze Zäune, um etwas zu bemerken.
68 Hätten Sie gerne Groupies? Nein. Ich möchte als Mensch geliebt werden, nicht als Objekt.
Sein Grinsen: Breit. Sehr breit. Soll wohl heißen: „Off the record wäre die Antwort eine andere.“
69 Mal einen anderen Menschen als Objekt behandelt? Wir waren doch alle mal jung.
70 Wie sieht Ihr Frauen-Typ aus? Bin ich Boris Becker? Ich bin nicht so festgelegt. Alles mal ausprobieren. Nur witzig muß sie sein. Es heißt ja immer, Frauen seien nicht komisch. So ein Quatsch. Wer das behauptet, will auch gar keine Frau mit Humor.
71 Mal total daneben gegriffen? Er überlegt. Lange. Wohl nicht, was er sagen soll, sondern ob er es sagen soll. Alle Klischees über Schauspielerinnen stimmen.
72 Berühmte? Im Ostblock vielleicht.
Mehr wird er nicht sagen, das ist deutlich.
73 Angelina Jolie oder Pamela Anderson? Angelina
74 Meryl Streep oder Glenn Close? Glenn
75 Stephen King oder Bram Stoker? Stephen
76 Heidi Klum oder Claudia Schiffer? Heidi
77 Heidi Klum oder Brittany Murphy? Brittany
78 Brittany oder Britney? Schwierig. Brittany ist natürlich offensichtlich cool. Sowas verdorbenes. Toller Mund. Aber Britney macht sich auch langsam. Trotzdem: Brittany.
79 Rupert Everett oder Klaus Wowereit? Was ist denn das für ein Vergleich? Die beiden in einem Atemzug?
80 Robbie Williams oder Justin Timberlake? Robbie
Das war einfach. Gute Einstimmung auf den Schlußteil. Noch mal ein bißchen anziehen und dann langsam ausklingen lassen.
81 Ihr größtes Scheitern? Fragen Sie meinen Bankberater. Ich fand immer, daß Geld einen guten Diener abgibt und einen sehr schlechten Herren.
82 Ihr größter Erfolg? Meine Beziehung. Furchtbares Wort, aber Deutsch ist eben so eine sachliche Sprache.
83 Ihr aktueller Seelenzustand? Entspannt. Sehr Glücklich.
Und wahrscheinlich satt. Er hatte ein sehr großes Frühstücksmenü, 3 Kaffee und eine Unmenge Zigaretten.
84 Gesunder Kreislauf? Nein. Zu niedrig. Chronisch. Aber ich kann damit umgehen. Macht mit der Hand eine kreisende Bewegung.
85 Mal mit Gesang versucht? Nur Werbe-Jingles.
Er beginnt zu singen: „Skin. You all need Skin. Helps to keep your insides in.“
Das ist so absurd, daß es wieder toll ist. Überhaupt Werbe-Zitate.
86 Ihre große Stärke? Wer mich persönlich kennt, kann mir einfach nicht böse sein.
87 Ihre große Schwäche? Das heißt nicht Schwäche, sondern Verbesserungspotential. Besserwisserei.
88 Zufrieden mit sich selbst? Mehr Sport wäre nötig, aber sonst find ich mich ziemlich toll.
89 Wovon träumen Sie? Von diesem Interview.
90 Wovor haben Sie Angst? Vor diesem Interview? Nein. Menschenmengen. Fußballstadien. Volksfeste. Aufgestachelte Massen. Musikkonzerte.
91 Glaubensfragen. Ganz knapp. Sagen Sie, in welchen Dingen sich der Glaube lohnt. Gleichheit? Nein. Auf keinen Fall. Gleichheit ist schlimm. Egalisierung der Unterschiede macht das Leben unerträglich. Auch interessant: Die gleichen Menschen, die für eine Multi-Kulti-Gesellschaft kämpfen, verlangen absolute soziale Gleichheit. Die Einebnung aller Unterschiede. Wie geht das denn bitte zusammen?
Offensichtlich keine rhetorische Frage. Er versteht es wirklich nicht.
92 Glück? Glück heißt Freiheit. Die Freiheit, Nein zu sagen. Die Freiheit, mich zu entscheiden, egal ob es richtig oder falsch ist. Die Freiheit, das zu tun, was ich will.
93 Jesus Christus? Religion! Bäh! Wieder dieser angewiderte Blick.
94 Pathos? Aber klar. Immer wieder.
95 SV Werder? Als Werder-Fan ist man Leid gewöhnt. Letztes Jahr: Tolle Saison. Werden sie nicht noch mal schaffen. Aber das ist egal. Immer gewinnen wird schnell langweilig. Es sollte etwas Besonderes bleiben. Zumindest im Sport.
Die letzten 5 Fragen. Jetzt noch ein bißchen gemütlich gar nichts fragen. Für die Form. Die Stimmung. Ihn, der lächelnd und konzentriert tausend Fragen beantworten könnte.
96 Ihr bester Freund? Ist eine Frau.
97 Traumberuf? Verleger. Meinungs-Institution. Siegfried Unseld für Arme.
98 Drogen? Meine Drogen-Erfahrungen beschränken sich auf Nikotin, Alkohol und Marihuana. Zumindest letzteres wirkt bei mir nicht. Und das obwohl ich inhaliert habe. Vor mehr habe ich Angst.
99 Selbstmord? Ein dummer Aufschrei, der auch keinen interessiert. Eine feige Flucht. Außerdem sehe ich dann immer, wie es weitergehen würde. Ich läge da mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne. Es ginge ein Riesengezerre um mein Erbe los. Eine Woche Bild-Zeitung. Und dann interessiert es absolut überhaupt niemanden mehr.
100 Hatten Sie Spaß heute? Ich auf jeden Fall. Die Leser sicher auch. Ich bin sehr unterhaltsam.
Entstanden 2004.
Teile dieses Interviews sind Zitate aus dem ganz wunderbaren Buch 100 Fragen mit den Wortgefechten des Moritz von Uslar . Sehr lesenwert. Außerdem Zitate von Milla Jovovich und Francoise Sagan.
Sonntag, 26. Oktober 2008
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